AIDA Muss das sein?
von Ricarda Wilhelm
Klappentext
Wie kommt eine Seglerin, die bisher ausschließlich Individualreisen
bevorzugt, auf ein Kreuzfahrtschiff? Warum werden es gleich fünf Wochen?
Was erlebt sie auf dieser, für viele so beliebten Art des Reisens? Was
ist dran, am Kreuzfahrtmythos? Diese Reiseerzählung beginnt mit dem
ersten Gedanken, umfasst Orts- und Situationsbeschreibungen,
Erlebniserzählungen, Informationen und die ganz persönliche Sicht der
Autorin. Reist mit ihr auf einem schwimmenden Hotel vom Orient bis nach
Südostasien!
Taucht in unterschiedliche Kulturen ein und erlebt eine
spannende Reise, ohne Koffer packen, Visa beschaffen und auf kalten
Flughäfen herumhängen zu müssen. Bummelt ein kleines Stück durch die
Welt, ganz bequem vom Sofa aus.
Schnipsel
Deutsche
Dienstleistungsfreundlichkeit schlägt uns im klimatisierten Terminal
entgegen. Überall wuseln aufgedrehte, sehr junge Mitarbeiter der AIDA
herum, empfangen uns überschwänglich, sammeln unsere Pässe ein und
wollen bereits jetzt unser Visum für Sri Lanka haben. Damit können wir
dienen. Nach denen für Kambodscha und Vietnam wird nicht gefragt. Das
kommt bestimmt noch. Jedenfalls sieht alles so aus, als ob wir mitfahren
dürfen, man sich auf uns als Gäste freut und wir eine wundervolle Reise
genießen werden. Das Vietnamvisum wird ja auch erst auf dem zweiten
Tourabschnitt fällig. Den hat hier noch keiner auf dem Schirm. Also
werden wir schlimmstenfalls die zweite Reise nicht antreten dürfen. Das
werden wir zu gegebener Zeit sehen.
Unsere
Meerblickkabine auf Deck vier ist klein aber fein. Alles ist sauber und
wir haben nicht nur ein eigenes Bad, auch für eine Dusche hat man Platz
gefunden. Sogar ein kleiner Sessel am Kabinenfenster und ein
Schreibtisch gleich neben dem Kleiderschrank ergänzen die Einrichtung.
Ausreichend Platz in den Schränken, inklusive einem Safe, sind
vorhanden. Nur hat der Innenarchitekt wohl keine Frau zu Hause. Denn
wenn nicht einmal Kleider, die mir bis zum Knie reichen, frei hängen
können, weiß er nicht was wir Weiber benötigen. Die Oberhemden von
Stefan passen natürlich prima rein und so bin ich froh, dass meine
Kleider, in der Regel knitterfrei, nicht unbedingt einen Bügel benötigen
und damit sehr reisefreundlich sind.
Der
Hunger meldet sich und so erleben wir zum ersten Mal das überaus
reichhaltige Buffet auf dem Schiff, dass in der Regel gleichzeitig in
drei Restaurants angeboten wird. Nach der langen Fahrt schlagen wir dann
auch richtig zu, denn das Angebot ist nicht nur vielseitig, so dass man
sich kaum entscheiden kann, sondern auch sehr lecker.
Eine
erste Lektion in Sachen Pauschalreisen lerne ich sofort bei diesem
Abendessen. Wir gehen in eines der großen Buffet-Restaurants, suchen uns
einen Tisch aus und sind schon gespannt, was man hier so auftischt. Da
dieser Innenraum, der sich am Heck über die gesamte Rumpfbreite zieht,
kein großer Saal ist, sondern durch, mit Köstlichkeiten überladene
Tresen, Raumteiler und kleinere Wirtschaftsräume in viele Bereiche
aufgeteilt ist, müssen wir uns erst einmal orientieren. Hier stehen
große runde Tische, an denen 8 bis 10 Personen Platz finden, aber auch
kleinere mit 2 bis 6 Stühlen. Uns sagt ein Zweipersonentisch zu. Nun
wollen wir die Angebote sichten und sehen, ob für uns etwas dabei ist.
Ich konzentriere mich auf all die Auslagen hinter den vielen anderen
Gästen. Hier ist eine Eistheke, da gibt es die Desserts. Ein Tresen ist
ausschließlich für die Getränke vorgesehen, hinter einem anderen werden
Eierkuchen gebacken. Dort hinten steht ein großes Regal mit so vielen
verschiedenen Brotsorten, dass sich so mancher Bäcker wohl ein bisschen
armselig vorkommen muss, wenn er das hier sieht.
Direkt
vor der Küche finde ich die warmen Speisen. Kartoffeln, Nudeln, Reis,
die unterschiedlichsten Fisch- und Fleischsorten. Alles dampft in diesen
wohlbekannten Edelstahlschalen, die von unten mit offenen kleinen
Feuertöpfen oder großen Heißwasserbecken beheizt werden. Sieht lecker
aus. Es ist so viel, dass man sich entscheiden muss. Ich werde gar nicht
alles kosten können, selbst wenn ich von jedem nur ein kleines
Stückchen nähme. Deshalb schaue ich mir in Ruhe alles genau an, auch
wenn ich aufgrund der vielen Rücken nicht die beste Sicht genieße. Nach
zwei Rundgängen entscheide ich mich, gehe zu einer dieser Schalen, will
mir ein kleines Stückchen Filet auf meinen Teller legen und werde rüde
aus meiner entspannten Trance gerissen.
„Sie
müssen sich hinten anstellen!“, mault jemand lautstark und herrisch
hinter mir. Ganz verwirrt schaue ich mich um. Auf die anderen Gäste habe
ich gar nicht so genau geachtet. Aber der strenge Mann neben mir regt
sich so auf, dass ich meinen Focus ganz auf ihn richte, um erst einmal
zu realisieren, was ihn überhaupt stört. Dann stelle ich fest, dass ich
der Grund seines Ärgers bin. Die Menschen, die hier am Buffet stehen,
löffeln und gabeln sich zwar alle reichlich auf die Teller, aber wohl
der Reihe nach. Man muss also ganz ans Ende der Theke und Schritt für
Schritt an all den Angeboten vorbei gehen, bis man endlich an die eine
Schale kommt, die einem zuspricht. Einfach so an einem x-beliebigen
Angebot auf eine Lücke zu warten, ist nicht erlaubt.
Das ist wohl eine
mir unbekannte Pauschaltourismusregel für Buffet-Restaurants. „Wo ist
hier eigentlich das Ende?“ Ich beobachte den menschlichen Tausendfüßler
genauer und finde es. Irgendwann habe ich dann auch etwas auf dem Teller
und schwelge in zartem Fleisch, frischem Gemüse und leckerer Soße.
Trotz des Trubels um uns herum, können wir das Dinner for two genießen.
Dann koste ich noch von diesem und jenem. Zum Abschluss dürfen es auch
zwei Desserts sein. Stefan schlägt auch ordentlich zu. Wir sind dann so
genudelt, dass nur noch deutlich verlangsamte Bewegungen möglich sind.
Zur Autorin Ricarda Wilhelm
Angefangen
hat alles bereits 1970, als ich ein halbes Jahr alt war. Meine Eltern
lebten in Templin, packten mich in ein Paddelboot und gingen mit mir auf
Reisen. Nach einer glücklichen Kindheit mit vielen Wanderpaddeltouren
in der DDR, Polen und der Tschechoslowakei, durfte ich 1989, fast 20
Jahre alt, mit meiner Freundin die große sagenumwobene Donautour
mitmachen, jedoch nur von Bratislava bis Budapest. Mehr war noch nicht
erlaubt. Aber das sollte sich bald ändern. Es folgten Familiengründung
und Arbeit in Rostock. Meine eigene Tochter steckte ebenso im Jahr nach
ihrer Geburt gut verpackt im Paddelboot und wurde damit groß. Wir
paddelten in Schweden, Norwegen, Polen und besonders gern auf der
Mecklenburger Seenplatte. Später lernten wir Segeln, Windsurfen und
Kiten. Das Wasser zog mich schon immer magisch an. Familie und Arbeit
ließen jedoch immer weniger Spielraum für Reisen. Nach sechs Jahren als
Lehrerin in einer Hauptschule, übernahm ich die Schulleitung einer
staatlichen reformpädagogischen Grundschule. Sieben Jahre später
gründete ich mit meinem Partner und Reisebegleiter eine eigene private
Schule, die UNIVERSITAS in Rostock, die bereits mit der Vorschule
beginnt und bis zum Abitur führt. Das war die größte Herausforderung
meines Lebens. 13 Jahre führten wir sie durch jeden Sturm und konnten
das Unternehmen dann erfolgreich in die Hände einer größeren Rostocker
Stiftung abgeben.
Nun
holen wir das Reisen nach.
Natürlich hauptsächlich auf dem Wasser, denn
wir wohnen auf einem Boot, haben alles andere verkauft und segelten aus
der Ostsee, über die Nordsee in den Atlantik und wollen in die weite
Welt. So verschlug es uns im Winter bereits auf die AIDA und als
Rucksacktouristen nach Kambodscha und Laos. Inzwischen haben wir mit
unserem Zuhause den Atlantik überquert, karibisches Flair geschnuppert
und sind dabei im Corona-Lockdown gestrandet. Die Reise wurde nicht
abgebrochen. Das Leben auf dem Boot geht weiter. Erst mit Segelverbot in
einer einsamen Bucht, dann nach den sich eröffnenden Möglichkeiten. Wir
tourten sechs Wochen durch Amerika und fünf Wochen durch Mexiko, nicht
mit dem Boot, sondern im Mietwagen.
Mit
dem Erleben einer Ayurvedakur in einem indischen Krankenhaus begann
meine professionelle Schreiberei. Tagebücher habe ich ja schon immer
geschrieben, aber die waren ja nur für mich. Nun möchte ich mir
unbekannte Leser an meinen Erlebnissen teilhaben lassen, sie mit auf die
Reise nehmen. Wenn es mir gelingt mit meinen Worten Bilder im Kopf
entstehen zu lassem, hat sich das Aufschreiben dieser Reisegeschichten
für mich gelohnt.
Praktische Haken für die Kabinenwand um Kleidungsstücke, Handtücher und was sonst nochaufzuhängen
Zum vergrößern die Fotos einfach anklicken!
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